
© dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Missbrauch von Minderjährigen in Rio de Janeiro: Fotograf aus Berlin-Friedrichshain nicht mehr in U-Haft
Ein 60-Jähriger soll in Rio de Janeiro zwei 14-Jährige missbraucht haben. Da die beiden mutmaßlichen Opfer rechtlich gesehen Jugendliche – und keine Kinder – sind, kam er wieder auf freien Fuß.
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Ein Mann, der im brasilianischen Rio de Janeiro Mädchen aus Armenvierteln sexuell missbraucht haben soll, ist wieder auf freien Fuß. Der dringende Tatverdacht wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern habe sich durch die weiteren Ermittlungen nicht bestätigt, teilte die Staatsanwaltschaft Berlin mit. Sie habe die Aufhebung des Haftbefehls beantragt und die sofortige Entlassung des 60-Jährigen aus Friedrichshain veranlasst.
Als Grund nannte ein Behördensprecher, dass die mutmaßlichen Opfer beide bereits älter 14 Jahre seien – und damit rechtlich gesehen Jugendliche. Zunächst waren die Ermittler davon ausgegangen, dass ein Mädchen erst 13 Jahre alt war – und damit juristisch ein Kind. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen gegen den 60-Jährigen.
„Aufgrund der niedrigeren Straferwartung besteht damit nicht mehr die Annahme der Fluchtgefahr“, erklärte der Sprecher. Im Fall einer Verurteilung droht dem Mann eine Geldstrafe oder bis zu fünf Jahren Haft.
Der 60-Jährige war am Dienstag in seiner Wohnung in Berlin-Friedrichshain festgenommen worden. Gemeinsam mit einem 71-Jährigen, der nach Behördenangaben in Brasilien in Untersuchungshaft sitzt, soll er zwei Mädchen in Rio de Janeiro gegen Bezahlung zum Geschlechtsverkehr genötigt haben.
Die Taten erfolgten laut Staatsanwaltschaft zwischen dem 13. Dezember 2023 und dem 26. Februar 2024. Die Minderjährigen sollen dafür jeweils 100 brasilianische Real (etwa 18 Euro) erhalten haben.
71-jähriger Fotograf soll sexuelle Kontakte vermittelt haben
Der Beschuldigte soll die Übergriffe gefilmt und das Material einem 71-jährigen Kollegen zur Verfügung gestellt haben. Dieser befindet sich bereits in Brasilien in Untersuchungshaft. Der 71-Jährige, der seine Wohnung in Charlottenburg nur noch untervermietet hatte und hauptsächlich in Rio lebte, soll für sich und befreundete Besucher sexuelle Kontakte zu minderjährigen Mädchen aus den Favelas vermittelt haben.
Die brasilianischen Ermittler stießen bei der Auswertung von Datenträgern auf belastendes Videomaterial. Über das Bundeskriminalamt wurden das Berliner Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft informiert.
Laut der brasilianischen Polizei wurden Medien des 71-Jährigen auch in Europa verkauft. Darüber berichteten Medien in Brasilien im Februar 2024. Der Fotograf lebt demnach seit dem Jahr 2000 mit einem Arbeitsvisum in Brasilien. In seinem Haus in Curicica seien „Objekte von Sadomasochismus, Kinderkleidung, Sexspielzeug, Computer mit etwa 30.000 Dateien“ gefunden worden. (Tsp, dpa)
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